Die Bilder von Sibylle Möndel beschreiben keine Städte und keine Landschaften, keine Sonnenuntergänge erwarten uns da. Die Bil­­der sind sperrig. Sie verweigern uns zu­nächst einmal den Zutritt.

Eine Schönheit liegt darin, die sich erst langsam auftut. Der Betrachter muss selbst auf die Reise gehen, sich selbst bewegen, um sie zu erschließen. Da stehen Flächen wie Wände vor uns, Diagonalen führen in den Bildraum, mitunter entstehen Land­schaf­ten. Rätselhafte Schriften zerstören die einfache Illusion, sie verweisen auf Orte oder suggerieren ebenfalls Bewegung. Be­wegung ist das Motiv der Künstlerin. Selbst die großen Flächen wirken nie statisch, sie strömen, pulsieren, sie fallen oder gleiten über den dunklen Bildgrund. Malerisch im eigentlichen Sinne überlagern sich Farb­schichten, ohne den Bildgrund ganz zu verbergen.

Etwas Provisorisches – ein „Noch-nicht-an­­gekommen-sein“ – liegt darin. Gerade das macht den Reiz dieser Bilder aus. Einer der großen Künstler des 20. Jahrhunderts, Max Ernst, sagte einmal: „Ein Maler, der sich gefunden hat, ist verloren.“

Sibylle Möndel hat sich – Gott sei Dank – noch nicht gefunden. Sie betreibt keine billige Masche, keine Dekorationsmalerei für angepasste Wohnzimmer. Ihre Arbeit zeugt von einer echten künstlerischen Aus­ein­an­der­setzung auf hohem Niveau. Sie gibt sich jedes Mal neu in diesen seltsamen Prozess auf diese eigenartige Reise. Sie wird nie ganz ankommen, davon zeugen ihre Bilder. Unterwegs sammelt sie Bilder. Oft mit der Kamera. Manchmal nur mit dem Auge.

Die Bilder werden dann daheim im Com­pu­ter verarbeitet. Bilder werden zerlegt, wieder zusammengebaut, nochmals zerlegt. Schrif­ten werden eingefügt, bis dieser Punkt erreicht ist, an dem sich die Dinge zu einem Ganzen fügen. Dieser Entwurfs­pro­zess dauert manchmal länger, als dann das eigentliche Bild zu malen. Dieses entsteht oft innerhalb von wenigen Tagen. Aus­gehend von einem dunklen Bildgrund wird das Bild Schicht um Schicht mit Acrylfarbe aufgebaut, solange bis abermals ein Punkt von Stimmigkeit erreicht ist, der zufällig wirkt, es aber nicht ist. Dabei wird der Ent­wurf nicht einfach abgemalt oder vergrößert. Er wird umgesetzt, erweitert, neu ge­deutet.

Die Künstlerin lotet ihre Themen in Serien aus. Über die Wiederholung entsteht die Vertiefung.

 

Nach einem Text von Bernd Zimmer