In ihrem künstlerischen Werk zeigt sie (...) Objekte häufig in Mischtechnik, die in den Inhalten eine Auseinandersetzung der Person Sabine Thatje-Körber mit sich selbst aber auch mit ihrer Umwelt darstellen. Unterschiedlichste Materialien werden da­bei kombiniert und oft technisch neu arran­­giert. Sie versucht damit eigene Gren­zen auszuloten und diese zu überwinden. Thematisch werden Irritationen in der Umwelt versucht zu problematisieren. (...)

Auf Reisen sammelt sie Materialien, die sie dann in unterschiedlicher Form weiterverarbeitet. Je nach thematischer Ausrichtung werden von ihr so Wüsten- und Vulkan­sän­de in ihren Bildern verwandt. Faszi­nie­rend empfindet sie grobe Oberflächen, die aufgebrochen und rissig für sie besonders attraktiv sind, da sie ein Symbol für Ver­gänglichkeit und Verletzlichkeit sind.

Dem Betrachter eröffnen sich Welten und Dimensionen, wenn er es zulässt, dass er sich in die Faszination ihrer gekonnt arrangierten Strukturen hineinziehen lässt. Ihre Malerei ermöglicht ein einzigartiges Spiel an der Grenze zwischen Fakten und Fik­tio­nen. Ihre Arbeit entwickelt sich im Verlauf des Malprozesses in verschiedene Schichten, dabei bleibt sie beständig im Fluss und einzelne Bereiche des Bildes können an Be­deu­tung gewinnen oder verlieren. Nicht nur dem Künstler sondern auch dem Betrachter fordern die Bilder ein sinnliches Empfinden ab, und sie geben eine unendliche Zahl an stilistischen Möglichkeiten und Interpreta­tio­nen anhand.

Cecily Brown beschreibt die Malerei als Alchemie: „Die Farbe wird in ein Bild verwandelt, und hoffentlich verwandeln sich Farbe und Bild zusammen in etwas Drittes, Neues.“ Dies scheint dem Stil von Sabine Thatje-Körber nahe zu kommen.

Die Möglichkeiten, die ihr anhand gegeben sind, in etwas Neues, Faszinierendes zu ver­wandeln. Nicht nur als Dialog des Künstlers mit dem Objekt sondern auch des Objektes mit dem Betrachter, so dass der Betrachter in der Farbe und der Tiefe des Bildes förmlich absorbiert wird. (...)

Sabine Thatje-Körber betrachtet ihre Ma­lerei als Gegenpol zum täglichen Schnell­feuer der Bilder, das von allen Seiten auf uns einprasselt. In der Rastlosigkeit des Lebens vermögen gemalte Bilder Pausen zu schaffen, und anstatt uns mit Moment­aufnahmen abzuspeisen, destillieren sie ihre Themen. Die Welt präsentiert sich uns als ein sich vervollständigendes Gemälde. Im Laufe der Zeit ergeben sich verschiedene Blickwinkel, die sich in unserer Erinnerung zu einem Ganzen zusammensetzen. Unsere Wahrnehmung beschränkt sich nicht auf das Hier und Jetzt, sondern integriert das gesammelte Wissen der jüngsten und der weit zurückliegenden Vergangenheit.

Bei der Betrachtung der Malerei von Sabine Thatje-Körber wird es uns deutlich, wir verstehen die Welt nicht als eine Reihe von subjektiv ausgewählten und ihrer Be­deu­tung beraubten, eingefrorenen Momente ohne Zusammenhang, sondern sie wird als ganzheitliche Erinnerung erfahren.

Unsere eigene Lebensgeschichte setzt Fixie­­rungs­punkte, an denen nicht nur unser Blick sondern auch unsere Beurteilung des Gan­zen kondensiert.

 

Auszug aus einem Text

von Dr. med. Armin Saak