Scritture

 

Seit 2004 arbeitet Marta Colombo mit der konzeptuellen, ästhetischen und formalen Be­deutung der Linie. In der ersten Phase war das Ziel, unter Verwendung des „Mediums“ Draht, der die Arbeiten im Raum zum Vibrieren und Atmen brachte, der Zeichnung Dreidimensionalität zurückzugeben.

Das Interesse an dieser visuellen Bedeutung, anfangs in enger Beziehung mit der menschlichen Natur, konzentrierte sich sukzessive auf die Thematik „Visuelle Kunst und Schriftkunst“.

Die Leidenschaft für dieses Thema erwachte während des Studienaufenthaltes im Aus­land, in Madrid, und entwickelt sich auch heute noch weiter. In Spanien manifestierte sich das Interesse für Sprachen, die diversen Schriftsysteme und das Verhältnis zwischen Bild, Schrift und kalligrafischer Linie.

Scritture ist eine Serie von Arbeiten mit der Intention, einen Dialog zwischen den verschiedenen Bereichen des Wissens zu unterhalten und die Schrift von den grammatikalischen Konventionen, die das Potenzial ihres grafischen Ausdrucks limitieren, zu befreien. Diese feinen Monotypien zielen darauf ab, der Schrift visuelle und konzeptuelle Eigenschaften zu verleihen und sie dadurch von der „Tyrannei des Alphabets“ zu emanzipieren.

 

Scritture illeggibili

 

Scritture illeggibili ist eine Serie von Werken auf Papier, die sich auf die Thematik von Linie, Zeichnung, Schrift und Buchobjekt konzentriert. Das Ziel dieser Arbeit ist, mit Hilfe der klassischen gestalterischen Mittel des Verlegers zur Produktion eines Buches zu kommunizieren, außer mittels des gedruckten Wortes.

Die Monotypien drücken sich ohne die Verwendung von Text und strukturierter Grammatik aus, sondern durch Striche, raffinierte Papierträger und verschiedene For­mate des Raumes auf der Seite. Scritture illeggibili können von allen gelesen werden, wodurch die kulturellen Begrenzungen, die verschiedene Sprachfamilien charakterisieren, eingerissen werden.

 

A1Z26

 

A1Z26 ist ein visueller Dialog zwischen Marta Colombo und Maja Schulte-Vogelheim, der im Jahr 2011 entstanden ist. Dem Prinzip eines Briefwechsels folgend, tauschten die Künstlerinnen Woche für Woche Arbeiten aus, in denen sie auf die jeweils erhaltene reagierten. Aus dieser parallelen Bearbeitung ergibt sich ein zweifaches Wechselspiel aus Antworten, Fragen und Zitaten. Für die Ausstellung „Raum.Zeit.Gefühl.“ stellt Marta Colombo eine Auswahl ihrer zentralen Werke dieser Serie aus.

 

odori di casa

 

„Ein Alphabet ist eine Art, um die Welt neu zu strukturieren – eine Art, um eine eigene Ordnung der scheinbaren Unordnung der Natur überzuordnen – um das Chaos in Kosmos zu verwandeln”.

R. Mantegazza

 

odori di casa ist eine Serie von Werken auf Papier, die mittels verschiedener Techniken realisiert wurde: Collage, Zeichnung, Druckgrafik, Polaroid-Fotografie, Visuelle Poesie und Ölfarbe.

Intention dieser Serie ist, zwei Elemente hervorzuheben, die zu der aktuellen italienisch-deutschen Lebensrealität der Künstlerin gehören. Auf der einen Seite wird gemeinsam ein Element präsentiert, das diese beiden Kulturen charakterisiert. Auf der anderen Seite ein Objekt, das nur mit der Heimat der Künstlerin – Italien – assoziiert ist.

In jedem Werk findet sich ein Buchstabe des lateinischen Alphabets in bildhafter Darstellung. Die typographischen Elemente sind frei von strengen grammatikalischen und syntaktischen Strukturen und sollten als Bild „gelesen“ werden. Zusätzlich ist ein Polaroid-Foto integriert, das sich auf die italienische Kultur bezieht.